Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Schulzentrums Elektrotechnik Dresden (BSZET) haben am Dienstag, 12.07.22 erfolgreich Funkkontakt zur Neumayer-Station III des Alfred-Wegener Instituts in der Antarktis aufgenommen. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit war das der krönende Abschluss eines Projekts, welches von AATiS e.V., DARC e.V. und AMSAT-DL e.V. gefördert wurde. Das BSZET wurde dazu im März 2020 als eine von 12 deutschen Schulen ausgewählt, am Projekt „QO-100 für Schulen“ teilzunehmen.
Zwei Schüler vom Beruflichen Gymnasium (BGy) hatten dazu extra eine Amateurfunkprüfung bei der Bundesnetzagentur abgelegt. Beide hatten gemeinsam mit ihrem Projektleiter in vielen Freizeitstunden die benötigte Amateurfunktechnik mit moderner SDR-Technologie (Software Defined Radio) im GHz‑Frequenzbereich aufgebaut und getestet.
Mit einer auf den im November 2018 mit SpaceX gestarteten geostationären Satelliten QO-100 gerichteten Parabolantenne sollte der Kontakt hergestellt werden. Pünktlich 11:00 Uhr meldete sich die Antarktis-Station aus einer Entfernung von 13.634 km mit dem Amateurfunkrufzeichen DP0GVN. IT‑Ingenieur und Funker Karsten Böddeker hatte sich gemeinsam mit der 26-jährigen Geophysikerin Alicia Rohnacher extra eine Stunde Zeit genommen, auf die Fragen der Dresdner zu antworten. Diese hatten sich mit einem Katalog von 27 Fragen zur Forschung und zum Leben auf der Station gut vorbereitet. 55 Schülerinnen, Schüler und Gäste verfolgten in der Schulturnhalle das Ereignis. In der über Sprechfunk geführten „Unterrichtsstunde“ erfuhren die Zuhörer eindrucksvoll live aus der Antarktis u.a. wie die Energieversorgung der Station funktioniert, welche Kontaktmöglichkeiten in die Heimat bestehen und wie die Messungen an der Ozonschicht funktionieren.
Zum Abschluss wurde noch ein kurzer Wetterbericht ausgetauscht. Beeindruckend war der herrschende Temperaturunterschied von sommerlichen +28°C in Dresden und gefühlten ‑35°C in der Antarktis, wo vor wenigen Tagen „Midwinter“ gefeiert wurde. Nach einem per Funk übertragenen Applaus entschieden sich 2 der anwesenden künftigen Abiturienten spontan, selbst eine Amateurfunkprüfung abzulegen, ganz nach dem Motto „Vom Funkamateur zum Ingenieur“. An der Amateurfunkstation des BSZET bestehen dafür beste Voraussetzungen.
Im Mai 2018 hat unsere Amateurfunkschulstation ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Um diesem Anlass auf den Amateurfunkbändern gerecht zu werden, wurde uns durch die Bundesnetzagentur befristet für 1 Jahr das Sonderrufzeichen "DL20IKT" zugeteilt. Bis 31.08.2019 darf dieses Rufzeichen durch Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses im internationalen Funkbetrieb und bei Funkwettbewerben benutzt werden.
Zusätzlich wird zur Bestätigung von Funkkontakten mit dem BSZET die oben dargestellte Sonder-QSL-Karte verschickt, deren Druckkosten dankenswerterweise der Förderverein des BSZ ET übernommen hat. Seit September 2018 gab es mit dem Sonderrufzeichen bereits mehr als 1000 Verbindungen in analogen und digitalen Betriebsarten mit Funkamateuren aus allen Kontinenten der Welt. Der Entfernungsrekord wurde kurz vor Weihnachten aufgestellt und steht nun bei mehr als 18000 km. Am Mikrofon am anderen Ende der Welt saß zu diesem Zeitpunkt die junge Funkamateurin Alice, ZL2EM aus Neuseeland.
Höhepunkte in der Stationschronik sind die erfolgreichen Funkkontakte mit der internationalen Raumstation ISS am 06.12.2003 und am 08.11.2014. Diese wurden in Zusammenarbeit mit dem DLR_School_Lab der TU Dresden im Rahmen des ARISS-Programms (Amateur Radio on ISS) durchgeführt. Herausragend war ebenfalls der Empfang der ersten Telemetrie-Signale des von Studenten der TU Dresden gebauten Experimentalsatelliten CubeSat SOMP am 21.04.2013.
Am 24.10.2018 um 10:24 Uhr gelang es am DLR_School_Lab der TU Dresden in den Technischen Sammlungen Dresden zum dritten Mal einen in den Medien viel beachteten Sprechfunkkontakt zum deutschen Astronauten Alexander Gerst an Bord der internationalen Raumstation ISS herzustellen. Technisch und organisatorisch wurde das Projekt mit Geräten und Erfahrungen der Amateurfunk-Schulstation des BSZ für Elektrotechnik abgesichert. Auf dem Dach des Gebäudes der Technischen Sammlungen in der Schandauer Straße erfolgte die Installation eines PC-gesteuerten nachführbaren Antennensystems, das für eine Verbindung zur ISS unabdingbar war. Die beteiligten Schüler aus einem Dresdner und einem Dessauer Gymnasium hatten die Möglichkeit, Fragen per Amateurfunk live an den Astronauten zu stellen. Rundfunk und Fernsehen berichteten noch am gleichen Abend über den geglückten Kontakt zur ISS. Weitere Berichte folgten in allen großen regionalen Tageszeitungen und in den digitalen Medien.
Schülerinnen und Schüler an elf deutschen Schulen bekommen in Kürze die Möglichkeit, von der schuleigenen Funkstation aus mit einem Großteil der Erde in direkten Kontakt zu treten. Der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC) e.V. und die AMSAT-Deutschland e.V. machen es möglich und spenden Bildungseinrichtungen eine Empfangsanlage für Satellitenfunk. Zu den elf Schulen gehört auch das BSZ für Elektrotechnik in Dresden. Die Vorfreude auf das neue Equipment ist groß.
Mit der eigenen Amateurfunkstation und Antennenanlage große Strecken zu überbrücken und mit der Welt Kontakt aufzunehmen, ist die große Leidenschaft vieler Funkamateure. Seit November 2018 steht den weltweit 2,5 Millionen Rufzeicheninhabern nun auch ein Satellit für diese spannende Art der Kommunikation zur Verfügung. Dank der Anstrengungen und des unermüdlichen Einsatzes des AMSAT-DL-Teams können nun per Funk über einen geostationären Satelliten, der in gewissen Frequenzbereichen für die Funker freigegeben ist, große Reichweiten überwunden werden. Ein direkter Funkkontakt mit der Antarktis oder mit Freunden aus Afrika ist nun per Satellit möglich und mit Sicherheit ein faszinierendes Erlebnis.
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